Medikamentöse Kastration

Was ist eine medikamentöse Kastration?

Die medikamentöse Kastration wird auch chemische oder hormonelle Kastration genannt. Bei dieser Art der Kastration platziert der Tierarzt ein kleines Implantat unter die Haut Ihres Hundes. Das Implantat hat ungefähr die Größe eines Reiskorns. Anders als der Mikrochip, welcher der elektronischen Identifizierung Ihres Hundes dient, wird das Implantat vom Körper mit der Zeit vollständig abgebaut.

Ist eine medikamentöse Kastration für meinen Hund mit Schmerzen verbunden?

Der Tierarzt spritzt das Implantat unter die Haut. Der Eingriff kann normalerweise ohne Betäubung vorgenommen werden, wie Sie es vom Einsetzen des Mikrochips oder von der Impfung kennen.

Wie wirkt die medikamentöse Kastration?

Das Implantat gibt langfristig eine Substanz frei, welche die Wirkung eines körpereigenen Botenstoffes nachahmt. Dadurch wird die Produktion des Geschlechtshormons Testosteron über mehrere Monate unterdrückt. Das Implantat wird vom Körper allmählich aufgelöst, wodurch die Wirkung nachlässt. Nach Wirkungsende produziert der Hund wieder Testosteron. Die Testosteronwerte haben dann das gleiche Niveau wie vor der Behandlung.

Mit der medikamentösen Kastration erzielen Sie den gleichen Effekt wie mit der chirurgischen Kastration. Der Unterschied ist, dass die medikamentöse Kastration nur vorübergehend ist. So haben Sie die Möglichkeit zu testen, wie Ihr Rüde auf eine chirurgische Kastration ansprechen würde. Wenn der gewünschte Effekt erzielt wird, können Sie sich entscheiden, ob Sie Ihren Hund weiterhin medikamentös oder chirurgisch kastrieren lassen möchten.

Wie lange wirkt eine medikamentöse Kastration?

Das Implantat gibt es in zwei Dosierungsstärken mit einer Wirkdauer von mindestens 6 (kleines Implantat) bzw. 12 (grosses Implantat) Monaten.

Es empfiehlt sich, zu Beginn ein kleines Implantat anzuwenden, um herauszufinden, ob die gewünschte Wirkung erzielt wird. Wenn Sie mit dem Ergebnis der Behandlung zufrieden sind, kann die Wirkung mit einem weiteren Implantat aufrechterhalten werden.

In Einzelfällen kann ein Implantat auch kürzer oder deutlich länger wirken. Dies hängt mit der individuellen Empfindlichkeit des jeweiligen Hundes gegenüber dem Wirkmechanismus zusammen.

Wann kann ich eine Wirkung der medikamentösen Kastration feststellen?

Nach der Applikation kommt es für einige Tage zu einer vermehrten Produktion von Testosteron. Meist bleibt dies unbemerkt, es kann aber sein, dass der Rüde während dieser Zeit eine vermehrte sexuelle Aktivität zeigt (Aufsteigen, Streunen, aggressives Verhalten). Ist diese erhöhte Testosteronproduktion nicht tolerierbar, können Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten lassen.

Nach etwa 2 Wochen sinkt das Testosteron im Blut deutlich. In dieser Zeit verkleinern sich die Hoden um etwa einen Drittel. Jetzt werden Sie auch eine Veränderung im testosteronbedingten Verhalten Ihres Rüden erkennen: Oftmals verliert er das Interesse an Hündinnen. Eventuell können Sie auch beobachten, dass der Drang zum Harnmarkieren nachlässt und das Aggressionsverhalten gegenüber anderen Rüden sinkt.

In den Nebenhoden werden Spermien noch während 6 – 8 Wochen (abhängig vom gewählten Implantat) gespeichert. Diese Spermien sind befruchtungsfähig und können, falls der behandelte Rüde eine läufige Hündin deckt, zu einer Trächtigkeit führen.

Wenn Ihr Hund ein Implantat mit einer Mindestwirkdauer von 6 Monaten erhält, dauert es in der Regel 6 Wochen, bis Ihr Hund nicht mehr zeugungsfähig ist. Beim Implantat mit einer Mindestwirkdauer von 12 Monaten ist der Rüde nach etwa 8 Wochen unfruchtbar. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihren Rüden in den ersten 6 bzw. 8 Wochen, nachdem das Implantat gesetzt wurde, von läufigen Hündinnen fernhalten.

Nicht alle Hunde ändern sofort ihr Verhalten

Manche Hundebesitzer erhoffen sich durch die Kastration ihres Rüden eine Verhaltensveränderung, z.B. soll der Rüde weniger/kein Interesse an läufigen Hündinnen zeigen.

Beachten Sie, dass sich Verhaltensänderungen nicht sofort nach einer Kastration einstellen, unabhängig davon ob diese medikamentös oder chirurgisch erfolgt. Einige Rüden ändern ihr Verhalten innerhalb weniger Wochen, andere nach 2 – 3 Monaten oder gar nicht.

Falls Sie unsicher sind, ob das Implantat wirkt, kann Ihr Tierarzt den Testosteronwert im Blut bestimmen. Dieser sollte nach 6 bzw. 8 Wochen (je nach verwendetem Implantat) Werte wie bei chirurgisch kastrierten Tieren erreichen.

Der Grad der Verhaltensänderung variiert von Hund zu Hund

Nicht immer werden Sie nach der Kastration die von Ihnen gewünschte Verhaltensveränderung Ihres Hundes feststellen. Das Verhalten des Rüden resultiert aus einem Zusammenspiel von Hormonen (Testosteron), erlernten Verhaltensweisen/Erziehung und Instinkt. Mit einer Kastration beeinflussen Sie nur sexualhormonbedingte Verhaltensweisen, also solche, die testosteronabhängig sind.

Wird mit der medikamentösen Kastration nicht die gewünschte Verhaltensänderung erzielt, ist davon auszugehen, dass das unerwünschte Verhalten nicht testosteronabhängig ist. Eine chirurgische Kastration würde keine andere Wirkung haben. Sollte sich das Verhalten Ihres Hundes durch die Kastration nicht verbessern, ist es sicherlich empfehlenswert, sich an eine Fachperson zu wenden. Dies können spezialisierte Tierärzte, Hundetrainer oder professionelle Verhaltensberater sein.

Sichtbare Veränderungen

Eine der ersten sichtbaren Veränderungen nach der medikamentösen Kastration ist die Verkleinerung der Hoden.

Dabei handelt es sich um eine vorübergehende Veränderung, die nur während der Wirkdauer des Implantates besteht. Sobald das Implantat nicht mehr wirkt und die Testosteron-Produktion wieder beginnt, wachsen die Hoden wieder auf ihre ursprüngliche Größe an.

Es ist schwierig zu beurteilen, ob die Hoden in der Größe reduziert sind, wenn Sie der Hodengröße vor der Behandlung keine Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Man geht davon aus, dass die Hoden im Zeitraum der medikamentösen Kastration ein bis zwei Drittel kleiner sind als vorher.

Wie lange hält die Wirkung der medikamentösen Kastration an?

Die Wirkdauer ist individuell unterschiedlich und kann nicht genau vorausgesagt werden. Als Richtlinie gilt für das kleine Implantat eine Wirkdauer von mindestens 6 Monaten, für das grosse Implantat von mindestens 12 Monaten. Bei einigen Rüden kann die Wirkung des kleinen Implantates länger als 18 Monate anhalten. Dies kann ein Vorteil sein, wenn Sie eine möglichst lange Kastrationsdauer wünschen.

Soll Ihr Rüde aber zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder in der Zucht eingesetzt werden, kann das Implantat in der Nabelregion implantiert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder entfernt werden. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt über diese Möglichkeit beraten.

Sobald die Wirkung des Implantates nachlässt, normalisieren sich Hodengröße und Sexualfunktionen. Soll die medikamentöse Kastration aufrechterhalten werden, kann die beginnende Größenzunahme der Hoden dazu genutzt werden, den optimalen Zeitpunkt für eine erneute Verabreichung des Implantates zu ermitteln.

Bei Unsicherheiten bezüglich Wirkung kann eine Blutprobe helfen

Obwohl die Hodengröße häufig ein guter Parameter ist, um abzuschätzen, ob die Wirkung des Implantates noch anhält, kann ihre Beurteilung schwierig und ungenau sein – insbesondere, wenn vor Behandlungsbeginn keine Hodenmessung erfolgte oder der Hund für seine Rasse verhältnismäßig kleine Hoden hat.

Wenn man unsicher ist oder genau wissen möchte, ob das Implantat noch wirkt, sollte man beim Tierarzt eine Blutprobe entnehmen lassen, um den Testosteronspiegel im Blut zu bestimmen.

Sie können die Wirkdauer mit einem neuen Implantat verlängern

Sind Sie zufrieden mit der medikamentösen Kastration und möchten die Wirkdauer verlängern? Dann können Sie sich für das Einsetzen eines neuen Implantates entscheiden. Die beginnende Größenzunahme der Hoden kann dazu genutzt werden, den optimalen Zeitpunkt für eine erneute Applikation zu ermitteln.

Wenn Sie die empfohlenen Intervalle für die kontinuierliche medikamentöse Kastration einhalten, bleibt die Testosteronproduktion konstant tief und Ihr Rüde bleibt im kastrierten Zustand.

Die medikamentöse Kastration auf lange Sicht

Es gibt keine Einschränkungen für die mehrfache Anwendung des Implantates. Wenn Sie mit der medikamentösen Kastration zufrieden sind, kann die Behandlung wiederholt werden. Auch nach Wirkungsende können Sie jederzeit neu beginnen.

Lesen Sie mehr: Welche Probleme kann es im Zusammenhang mit der Kastration des Hundes geben?